Könnernsche Str. 5
aktuell: Könnernsche Str. 5 / alt: Cönnernsche Str. 69
Das Kataster der Stadt Wettin von 1682 nennt als Eigentümerin des Hauses die „arme“ Witwe Maria Gerhardt. Zum Haus gehörte ein „klein Scheunchen“, ein Morgen Land und das Recht ein Brauen pro Reihe in den städtischen Brauhäusern brauen zu lassen. Außerdem lebte ihr Sohn im Haus, der Bäcker Hans Gerhardt, der selbst noch zwei Morgen Acker besaß. Zusammen hielten Mutter und Sohn vier Kühe.
Während des 18. Jahrhunderts befand sich das Haus im Besitz verschiedener Amtsträger. 1715/1716 erwarb es der spätere Obermühleninspektor Eger, der seinen Wohnsitz nach 1721 nach Berlin verlegte. Ihm folge 1752 der am Wettiner Bergamt tätige Syndikus Kahle, der das jetzt vorhandene Gebäude bis 1756 auf älterem Keller als Massivbau neu errichten ließ. Die barocke Gestaltung des Hauses ist trotz einiger Störungen gut erhalten (Mansarddach, Fassadengliederung, Fenster- und Türrahmen). Nachfolgende Eigentümerin war die Ehefrau des ebenfalls am Bergamt angestellten Justitiars Wildt, die das Haus 1786 erworben hatte.
Im Jahre 1805 kaufte der aus Württemberg stammende Kaufmann Hummel das Haus. Vermutlich verweilten Prinz Louis Ferdinand von Preußen und seine Geliebte Pauline Wiesel gelegentlich bei Hummel, weshalb das Haus in der örtlichen Überlieferung heute als Mätressenhaus bezeichnet wird. In den Quellen belegt sind geschäftliche Kontakte zwischen Hummel und dem Prinzen seit 1804. So kaufte Hummel vom Prinzen den Unteren Viehhof und im Jahre 1805 löste Pauline Wiesel einen Wechsel bei Hummel ein.
Der umtriebige Hummel hatte sich in Wettin als Textil- und Tabakfabrikant versucht. Allerdings scheiterte er mit seinen ambitionierten Unternehmungen. Sein hochverschuldeter Besitz wurde 1811 zwangsversteigert. Neuer Besitzer wurde der Gastwirt Böttcher (alias Böttger), der hier bis 1833 den Gasthof zum „Goldenen Löwen“ betrieb.
Inserat aus dem Hallischen Patriotischen Wochenblatt, 22, 1827, S. 524.
Seit 1839 bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde das Haus als Wohnhaus und Bäckerei genutzt. Nacheinander folgten die Familien Elste, Fischer und Böttcher. Der Backofen wurde erst bei den jüngsten Restaurierungsarbeiten entfernt. Das Haus ist laut Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt (Stand 1997) ein einzeln ausgewiesenes Baudenkmal und befindet sich zudem im Denkmalbereich Altstadt Wettin.
Quellen und Literatur:
LASA, MD, A6, Nr. 169, Vol. 1, fol. 176r-177r.
LASA, MD, Da 72, II Nr. 3, fol. 518r-520r.
LASA, MD, Db 34, IIIa Nr. 50.
LASA, MD, A 9c XXVIIa II Nr. 36.
HAHN, B. et al. (Hg.): Pauline Wiesels Liebesgeschichten. Briefwechsel mit Karl Gustav von Brinckmann, Prinz Louis Ferdinand von Preußen, Friedrich Gentz und anderen, München, 1998, S. 122.
Hallisches Patriotisches Wochenblatt, 1827, 22, S. 524.
Grundbucharchiv Barby, Nr. 1987, Grundbuch Wettin, Bd. 2, Bl. 97.
Adreßbuch für den Saalkreis: Verzeichnis der Einwohner der Städte Könnern, Löbejün und Wettin sowie sämtlicher Ortschaften des Saalkreises, 2 Bde, Halle, 1896 und 1920
Adressbuch und Behördenverzeichnis für den Saalkreis, 2 Bde, Mühlhausen, 1937 und 1941.
Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Bd. 5, Halle, 1997, S. 137.